zum Werk von Jack Rutherford
 
( USA )

Jack Rutherford ist ein Künstler, der die „Seele“ wieder als Thema in die Kunst einführt. Die Seelen haben kein individuelles Gesicht mehr. Es bleibt das Spirituelle eines Menschseins, nachdem die Religion zerstört und die Mythen entzaubert sind. Seine Figuren erscheinen als „in die Welt Geworfene“, fast wie Marionetten, aber an Gefühlen leidend. Sie sind suchen Erlösung, gebärden sich manchmal heroisch in ihrer Hilflosigkeit und sind doch schuldig an der Zerstörung ihrer spirituellen Wurzeln.

B. Fischer

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Professor Funke + Jack Rutherford

Professor Jost Funke (rechts) mit dem Ehepaar Rutherford

Auszug aus der Rede von Professor Jost Funke, Bremen, anlässlich der Rede zur Vernissage in der Galerie Andalusien Art, Worpswede, März 2002

"... Jack Rutherford nimmt im unübersehbaren Szenario der gegenwärtigen Kunst einen besonderen Rang ein. Er ist ein Künstler, der sich keiner modischen Tagesströmung anschließt, dessen Kunst sich nicht im ‚event’ erschöpft, der keine Medienspektakel inszeniert. Dagegen findet er selbst für seine Kunst Worte wie Mysterium, Wunder, Seele.
Für einen Künstler wie ihn ist die Rückkehr zu Spiritualität charakteristisch... Rutherford ist ein Künstler des Dialogischen: seine Bilder enthalten Botschaften, erzählen Geschichten, beschreiben Situationen und Handlungen. Dabei stehen die Inhalte, Themen und Stoffe seiner Arbeiten in der ungebrochenen Tradition gegenständlicher Malerei in der Geschichte der Künste. Die 23 Bilder der Ausstellung in der Galerie Andalusien Art vermitteln Religiöses, Soziales (auch Sozialkritisches), Artistisches, Symbolisches und Phantastisches.
 Natürlich sind bei einer derart narrativen Malerei die Titel der Bilder keine zufälligen Beigaben .Sie sind vielmehr das, was die klassische Ikonografie den clavis interpretandi nennt, den Schlüssel zum Verständnis. Jeder Titel öffnet dem Betrachtenden das Tor zur Erkenntnis der Botschaft eines Bildes.
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 Z.B.'TEATRO": der Vorhang zum großen spectaculum mundi wird vor unseren Augen zur Seite gezogen - eine komplexe Szenerie öffnet sich, Bedrohung, Angst, Leidenschaft drängen von links auf die Bühne, Eros und Thanatos erscheinen dicht nebeneinander, Komisches und Metaphysisches verweisen auf reale und surreale Welten; zwischen den Zinnen Kastiliens bildet sich ein Reich der Schatten. Das gesamte Geschehen ist in ein magisches Licht getaucht und unübersehbar bleibt am rechten Bildrand die strickende Frau mit einer Schnecke im Blick des Betrachtenden haften: Langsam verrinnt die Zeit - Zeit, die auch wir Betrachter aufwenden sollten. Rutherfords Arbeiten sind eben keine leichte Kost, die sich en passant konsumieren lässt; die Zeit, die der Künstler in jedes Bild investiert hat, muss vielmehr durch die Zeit des Sehenden wiedererweckt werden. Es ist ‚Die Suche nach der verlorenen Zeit’ ,wie Marcel Proust seinen großen Roman der Kunst nannte. Und wie der Protagonist dieses Romans empfängt auch Rutherford seine Inspiration ‚aus einem leichten Hauch, einem Geräusch, einer Berührung, einem Schimmer’(Rutherford) Solche Vorstellungen von Sensitivität, Emotionalität und Spiritualität haben den Künstler zu einer Kunst des Bewahrens, aber nicht des Infragestellens, geführt...

rf-136-actor250Eine Spiegelung der künstlerischen Existenz finden wir in ‚The weary actor’. Der müde Künstler schließt vor der ‚Fülle der Gesichte’ (Goethe, Faust) die Augen. Rutherford findet hier eine eindrucksvolle Metapher für die ‚conditio humana’ eines jeden Künstlers: Die äußere, die äußerliche Sicht auf die Welt hat den Schauspieler ermüdet; er legt die Brille vor sich, bedeckt die Augen mit den Händen. Damit tritt die innere Schau an die Stelle des Blicks nach außen. Ist es ein Zufall, dass eines der visionären Gesichter, die schemenhaft im Spiegel erscheinen, dem Künstler Jack Rutherford ähnelt? ...“

 

 

Auszug aus einer Rede “Über meine Arbeit” (Übersetzung):

Meine Arbeit als Künstler entwickelt sich aus einem Dialog mit dem Leben, dieser fortwährenden Entfaltung von Wundern und Mysterien, die jedem Dasein innewohnt. Meine Kunst ist der Vermittler zischen diesem Phänomen und meinem Bewusstsein.
       Die Renaissance mit ihrer universellen, alles umfassenden Vorstellung von einem Künstler, ist mein Vorbild. Ich lasse mich nicht einengen und will weder auf ein Sujet wie Landschaft, Portrait etc. spezialisieren noch auf eine malerische Technik.
Meine Kunst halte ich weder für ausschließlich subjektiv noch objektiv. Meine Standort ist der Punkt zwischen zwei Welten, und ich respektiere beide durch intensive Studien aller verwandten Kunstrichtungen wie der Musik, der Poesie usw. ebenso wie die der Philosophie, Religion, Psychologie, Ästhetik und der Wissenschaften. Alles fließt in meine Arbeiten ein.
Viele Türen werden dadurch geöffnet und sie dienen mir als Grundlage meines Ausdrucks.
Die Inspiration für meine Kunst speist sich aus vielen Quellen, neben einfachen visuellen Erfahrungen auch aus einem leichten Hauch, einem Geräusch, einer Berührung, einem Schimmer, einem Konzept, einem moralischen Ziel - all dies verbunden mit meiner unmittelbaren persönlichen Erfahrung von Liebe, Hass, Angst oder anderen Gefühlszuständen.
Ich bezeichne meine Bilder oft als “Seelenzustände”, um die Essenz meiner grundlegenden Gefühle zu zeigen. Das ist eine große Herausforderung sowohl für mich als Künstler als auch für den Betrachter meiner Werke...
Gegenwartskunst hat neben der selbstverständlich vorausgesetzten handwerklichen und technischen Meisterschaft ein übergeordnetes Kriterium zu beachten: Die Integrität und Unabhängigkeit des Künstlers, der seinen Grundsätzen ohne Kompromisse folgt. Die Integrität des Künstlers bleibt sein oberster Richter und verleiht dem Kunstwerk erst Gehalt...
Wahre Kunst muss erhaben sein und die Seele beflügeln bei denen, die sich darauf einlassen können. Diesem Bedürfnis möchte ich als Künstler gerecht werden. 

Auszug aus der Rede “Focus der Kunst” (Vernissage, Jalisco, Mexiko (Übersetzung))

Die Kunst wird nicht mehr mit Wissen und Kenntnis der Gefühle in Verbindung gebracht.
Wissenschaften und Philosophie ohne Kunst und Religion sind zerstörerisch geworden und haben eine kaum mehr lösbare, unmenschliche Zweiteilung geschaffen.
Es ist an der Zeit, wieder respektvoll mit der Kunst umzugehen. Die Kunst hat weder der Eitelkeit zu dienen noch darf sie Dekoration oder “Kick”sein, sondern sie muss vielmehr das Bewusstsein erweitern und bereichern...
Wir sind keine Pawlowschen Hunde - Kunst ist kein Reflex auf einen Reiz - Wir verlangen mehr von einem Kunstwerk : bedeutungsvolle Erfahrung. ..
Deshalb zeige ich meine Arbeiten zunächst einzeln auf einer Staffelei, mit einer kurzen Kritik meiner älteren Arbeiten, bevor ich sie an den Wänden aufhänge; eine Hoffnung, dem Betrachter damit eine Tür für das ästhetische Experiment zu öffnen und ihm einen Blick auf die Arbeit ohne Ablenkung zu ermöglichen ... In den meisten Kunstausstellungen werden der Blick auf die Bilder und die Aufmerksamkeit für diese durch den “Eventcharakter” einer Vernissage behindert, eingeschränktes Sehen begleitet von Cocktails und Privatgesprächen...
Eine Zigarette zu rauchen geht schnell, eine Rembrandtgemälde braucht länger; Rock-Musik zu verstehen benötigt unsere Aufmerksamkeit, aber Bach oder Bartok bereichert uns und fesselt unsere Aufmerksamkeit. Ein Flirt ist Spaß für einen Augenblick, der schnell verblasst, aber Liebe ist anspruchsvoll und letztlich bereichernder...

Auszug, Paper Point Gallery, London : Künstler und Shamane (Übersetzung)

Kunstkritiker und Vertreter der Kunsthochschulen und Akademien weisen dem Künstler die Rolle zu, Spiegel seiner Zeit zu sein.
Ein Künstler aber sollte seiner Zeit voraus sein, ein Prophet und kein Spiegel der Absurditäten seiner Zeit. Wer möchte schon Kunstwerke betrachten, die eine Reflektion unserer enthumanisierten Plastikwelt zeigen?
Der kreative Künstler muss die Seele, den individuellen Geist in der Gesellschaft zu seinem Thema machen. Seine Auseinandersetzung mit Mythen und Wahrheiten gewährt ihm einen Platz in der Evolution. Leider zeigen nur wenige Kunstwerke der Gegenwart diese Art von Realität. ... Die moderne Kunst ist vielfach oberflächlich und selbstzufrieden, optische Spielerei; ein Ventil für Neuheiten, ohne Prüfung eines Wahrheitsgehalts. Sie zeigt nichts Bedeutungsvolles und vergisst, dass die Kunst die Verbesserung des Menschseins und Bewusstseinserweiterung zum Zeil haben muss. Es ist heute notwendig für die Menschen, zu ihren Wurzeln zurückzukehren und ihre Wertvorstellungen neu zu überdenken. Der Mensch muss die ihm zugeschriebene Rolle, die ihm durch Erziehung, eine materialistisches Establishment, durch institutionalisierte Akademien verpasst wurde, nicht akzeptieren. ... Kunst ist keine Unterhaltung, sondern eine nachdenklicher Akt... Wie in der Werbung wird jedoch versucht, Reize zu finden, die noch überraschender oder sensationeller sind, um die schon abgestumpfte Sinneswahrnehmung jener zu erregen, die in der Stadt leben und von der Natur getrennt sind, die geprägt sind von einem rauen, schrillen, mit Reizen überfluteten Umfeld, deren Sinne abgetötet sind von dem täglichen Gemetzel des industriellen und kommerzeillen Abfalls. ... Die modernen Schulen haben - mit ein paar Ausnahmen - die Existenz der Seele verschwiegen. Der entscheidenden Charakterzug der modernen Kunst (Op- Pop- hard edge etc. ) ist aus rein psychologischer Sicht ein Zielen auf bereits rohe optische Nerven. Sie wird von Jahr zu Jahr mechanischer und unpersönlicher, reflektiert die Kultur oder den Mangel an ihr anstatt Kultur zu schaffen. Ich spreche nicht über die sentimentalen Nostalgiker, die gegen jede Veränderung sind... Nach einem Jahrhundert der Analyse ohne Synthese, Materialismus ohne Geist ist es Zeit für eine Betonung des Spirituellen in der künstlerischen Arbeit und unserer Kultur...